Sydneys Odyssee

Nach einer ermüdenden Diskussion mit dem Popen über die Heilige Dreifaltigkeit und die letzte Staffel von „Game of Thrones“ beschloss Sydney sich nach einem anderen Nachtquartier umzuschauen.

Mit der überbordenden Herzlichkeit in der Pension „Myrtho“ konnte Sydney allerdings auch nur schwer umgehen.

Der Pope im nächsten Kloster zeigte ein verstörendes Interesse an Sydneys plüschigen  Ohren. Er würde sich schon wieder ein anderes Quartier für die Nacht suchen müssen.

In der Pension „Afrodite“ fand Sydney ein günstiges Zimmer mit Pool. Irgendetwas störte ihn allerdings auch hier.

Dieses Kloster war ganz offensichtlich eine illegale Schnapsbrennerei. Allmählich beschlich Sydney das unangenehme Gefühl, dass sein Griechenland-Urlaub in eine ziemliche Odyssee ausarten würde.

Das Café „Lotos“ war bekannt für seine fulminanten Schokoladencremes. Wenn man einmal davon gekostet hatte, war man allerdings in einem endlosen Teufelskreis aus Schokotraum und Vollwäsche gefangen. Sydney standen harte Zeiten bevor.

Bezüglich der Zyklopen war Sydney völlig falsch informiert worden: Herr Polyphem hatte zwei Augen statt nur einem, und er fiel auch nicht auf irgendwelche nasenweisen Wortspiele herein. Jetzt musste Sydney sich schnell etwas einfallen lassen, um doch noch an die berühmten zyklopischen Riesenmöhren heranzukommen.

Von wegen „Die süßesten Früchte kriegen nur die großen Tiere“! Dank einer Abmachung mit dem Windgott Aiolos hatte eine günstige Böe Sydney nach ganz oben in den Weinstock geweht.

Aiolos erwies sich leider als windiger Halunke, und die nächste stürmische Brise als ausgesprochen ungünstig für Sydney.

Dies sei der Eingang zum Hades, rief es aus der alten Amphore, und er sei der Seher Teiresias, der Sydney zu 21,4 Millionen Euro und einem kostenlosen Netflix-Zugang verhelfen könne. Irgendetwas an diesem Angebot klang zweifelhaft.

In der Luxus-Boutique „Scylla & Charybdis“ konnte Sydney sich nicht zwischen einer schicken Designer-Fliege und einem seidenweichen Ohrenwärmer entscheiden. Er entschloss sich, einfach beides zu kaufen, auch wenn seine Kreditkarte dann unweigerlich Schiffbruch erleiden würde.

Sydney war unbedachterweise den Sirenen auf den Leim gegangen. Seine Argumente hinsichtlich unerlaubter Anrufe und Lockvogelangebote sowie eventueller Sonderkündigungsrechte wurden von den Sirenen vollkommen ignoriert. Jetzt konnte nur noch eine Beschwerde bei der Verbraucherschutzzentrale helfen.