Herr Goethe flieht aus Frankfurt

Goethe und Frankfurt ist ein heikles Thema, vor allem für den Frankfurter. Natürlich ist der Dichterfürst der berühmteste Sohn der selbsternannten Metropole am Main, das mag keiner bezweifeln – aber hätte er nicht in Frankfurt bleiben und dort berühmt werden können? Anstatt nach Weimar zu gehen – ausgerechnet nach Weimar, dem feuchten Nest an der Ilm! – und dann auch noch zeitlebens zu bleiben und dort sogar zu versterben. Wenigstens hätte er seine Heimatstadt am Main ab und an besuchen können (und seine Mutter nebenbei bemerkt auch), damit dort zumindest ein wenig vom Glanz des Genies hängenbliebe, und sei es nur um den Fremdenverkehr zu befördern. Da sind die Frankfurter*innen dann bei allem permanenten Nörgeln und Jammern über die heimischen Zu- und Missstände dann doch – und immer noch – beleidigt über das Ausmaß an Ignoranz und Undank seitens des berühmten Sohnes.

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Herr Goethe nimmt ein Bad

Goethes Sturm-und-Drang-Periode endet recht plötzlich Mitte Juni 1775, während seiner ersten Reise durch die Schweiz.

In den beiden Jahren zuvor ist der Dichter durch die Veröffentlichung des Götz von Berlichingen und des Werther berühmt geworden: Beide Werke haben begeisterte Anhängerinnen und Anhänger: Wer sich für den Götz von Berlichingen begeistert, bevorzugt in der Regel das lärmende Rowdytum in freier Natur, während die die eher empfindsamen Werther-Verehrerinnen und -Verehrer in aller Stille den Selbstmord erwägen. Die jungen Stolberg-Brüder, Christian und Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg, gehören als Reichsgrafen der alten, tatkräftigen Schule eindeutig in die erste Kategorie und laden Goethe im Sommer 1775 zu einer Schweiz-Reise ein.

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